GAIA – Tanski/KOSMOS
GAIA
Tanski/KOSMOS
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Über ihren Geruchssinn nehmen die Besuchenden ein fiktives Territorium wahr. Der Duft schmelzender Gletscher schafft eine unheimliche Spekulation über zukünftige Veränderungen in unserer Umwelt und macht das Unsichtbare physisch erlebbar. So wird die Luft zur Trägerin der Forderung nach Klimaschutz und Biodiversität.
Das Schicksal der Gletscher gehört zu den sichtbaren Folgen des Klimawandels. Gerade im Hochsommer frisst die Sonne grosse Spalten in die Eismassen, trennt Zungen ab und lässt gurgelnde Wassermassen talwärts strömen. Beim Wandern in der Nähe von Gletschern kann man die Klimaerwärmung riechen und förmlich spüren, wie die Welt langsam untergeht. Es riecht nach Eis und es riecht frisch. Doch die Frühlingseuphorie, die sich normalerweise bei der Schneeschmelze einstellt, bleibt aus. Vielleicht, weil sie heute auf die Apokalypse hinweist?
Indem Tanski/KOSMOS dem alten botanischen Garten mitten im Sommer, wenn die Temperaturen hoch sind, einen kühlen, frischen Duft von schmelzendem Eis verleihen, schaffen sie eine unheimliche Spekulation über zukünftige Veränderungen in unserer Umwelt. Durch einen SHIFT machen sie das Unsichtbare physisch erlebbar und bringen den Duft schmelzender Gletscher mitten in die Stadt. So wird die Luft zur Trägerin des Projekts und seiner Forderung nach einer Eindämmung des Klimawandels.
Die Installation kreiert ein fiktives Territorium, das mit minimalen materiellen Mitteln geschaffen wird. Dabei führt der Duft einen SHIFT herbei: Weg vom Sehsinn, der die anderen Sinne meist dominiert, hin zum Geruchssinn. Häufig mangelt es Räumen an einem eigenen olfaktorischen Ausdruck. Anders bei «GAIA», wo der Duft ein Gefühl von einbeziehender Kollektivität und Zugehörigkeit zu einem Ort herstellt.
Gletscherbilder: Claudio Orlandi
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Engaging their olfactory senses, visitors discern a fictional territory. The scent of melting glaciers permeates the air, evoking an uncanny contemplation of impending transformations in our environment, rendering the intangible palpable. The air becomes a conduit, bearing the urgent call for climate protection and the preservation of biodiversity.
The fate of glaciers is one of the visible consequences of climate change. Especially in the height of summer, the sun carves deep crevasses into the ice, separating tongues and unleashing gurgling masses of water flowing downhill. When hiking near glaciers, one can smell the impact of global warming and literally sense the world slowly unraveling. It smells of ice, and it smells fresh. However, the usual spring euphoria that accompanies snowmelt is absent. Perhaps because it now alludes to an impending apocalypse?
By infusing the old botanical garden with a cool, fresh scent of melting ice in the midst of summer's high temperatures, Tanksi/KOSMOS create an uncanny speculation about future environmental changes. Through a SHIFT, they make the invisible tangible, bringing the scent of melting glaciers into the heart of the city. The air becomes the carrier of the project, conveying its demand for climate change mitigation.
The installation creates a fictional territory, crafted with minimal material resources. Here, the scent induces a SHIFT: shifting away from the dominant sense of sight to the sense of smell. Spaces often lack their own olfactory expression, but in “GAIA”, the scent establishes a feeling of inclusive collectivity and a sense of belonging to a place.
Fotos Glacier: Claudio Orlandi
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Curators’ Comment
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Design ist eine sehr visuelle Disziplin: Farben, Formen und Materialien stehen oft im Fokus. Obwohl Menschen ein ausgesprochen gutes Riechorgan haben und die Geruchserinnerung direkt im Langzeitgedächtnis angesiedelt ist, wird dem Geruchsinn oft wenig Aufmerksamkeit geschenkt.
Tanski und KOSMOS kritisieren in ihrer olfaktorischen Installation die Dominanz des Sehens. Das Projekt beschreibt visuell nur sehr rudimentär einen Raum – ein fiktives Territorium aus Luft – und stellt das Konzept räumlicher Grenzen in Frage. Das Hauptaugenmerk gilt dem Geruch als Träger von Forderung und Kritik. Die Dufterfahrung und -erinnerung wird dabei garantiert im Langzeitgedächtnis ihre Spuren hinterlassen. (Gabriela Chicherio)
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Design is a highly visual discipline: colors, shapes, and materials often take center stage. Despite humans having a keen sense of smell and olfactory memories being directly stored in long-term memory, the sense of smell often receives little attention.
In their olfactory installation, Tanski and KOSMOS criticize the dominance of sight. The project provides only rudimentary visual description of a space – a fictional territory of air – and challenges the concept of spatial boundaries. The main focus lies in scent as a carrier of demands and criticism. The experience and memory of the fragrance are guaranteed to leave their marks in long-term memory. (Gabriela Chicherio)
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Fragebogen..Questionary
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Wie sieht Euer Arbeitsplatz aus?
Tanski: Ich habe zwei Zonen, eine für Architektur, die andere für Parfümerie. Und dazwischen bewege ich mich.
Wie würdet Ihr Euren Stil beschreiben?
Tanski: Er muss Technologie und Sinnlichkeit verbinden.
Welche Themen beschäftigen Euch in Eurer Arbeit?
Tanski: Unsere gebaute Umwelt ist viel zu rational und sehr augenzentriert.
Was macht Ihr in 5 Jahren?
Tanski: Ich träume davon ein duftendes Haus zu bauen.
Welchen sozialen/kulturellen Einfluss hat Eure Tätigkeit?
Tanski: Ein Duft stellt ein Gefühl von einbeziehender Kollektivität und Zugehörigkeit zu einem Ort wieder her.
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What does your workplace look like?
Tanski: I have two zones, one for architecture and the other for perfumery, and I navigate between them.
How would you describe your style?
Tanski: It must combine technology and sensuality.
What topics do you deal with in your work?
Tanski: Our built environment is far too rational and heavily focused on the visual.
What will you you be doing in 5 years?
Tanski: I dream of building a scented house.
What social or cultural impact does your work have?
A scent evokes a sense of inclusive collectivity and belonging to a place.
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Über..About
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Tanskis Arbeit bewegt sich zwischen Kunst, Architektur und olfaktorischer Performance. Sie ist die Nase und Gründerin von verdandiperfume und kreiert persönliche Düfte für Ausstellungen, Kunstgalerien und Privatpersonen. KOSMOS verbindet Kunst und Technologie und realisiert Projekte in unterschiedlichen Massstäben; von der Türklinke bis zum Stadtplan, von Kunstinstallationen über Pavillons bis zu grossen öffentlichen Bauten.
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Tanski’s work moves between art, architecture and olfactory performance. She is the nose and founder of verdandiperfume and creates personal scents for exhibitions, art galleries and private individuals. KOSMOS combines art and technology and realizes projects in different scales; from door handles to city maps, from art installations to pavilions and large public buildings.
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